Mit den „Physikern“ wirft Dürrenmatt Fragen auf, die seit der Uraufführung am 21. Februar 1962 in Zürich unter der Regie von Kurt Horwitz nichts an Aktualität verloren haben: Darf die Wissenschaft alles erforschen? Trägt ein Forscher Ver-antwortung für das, was mit seiner Entdeckung geschieht? Wie kann er dieser Verantwortung gerecht werden?
Der Schweizer Schriftsteller Friedrich Reinhold Dürrenmatt (* 05.01.1921 in Konolfingen; † 14.12.1990 in Neuenburg) schuf mit den „Physikern“ den Prototy-pen eines neuen Theatertypus, die Tragikomödie, in der die Grenzen zwischen Tragödie und Komödie verwischt werden. Nach Dürrenmatts Dramentheorie ist dies die einzige Form, um in der Unübersichtlichkeit der modernen Welt das Leugnen von Verantwortung und die Verwischung von Schuld auf der Bühne sichtbar zu machen, durch groteskes Überspitzen als Mittel der Kritik. Groteske gesellschaftliche Entwicklungen erforderten eine groteske Darstellung.
Dürrenmatts „Physiker“ gehört zu den erfolgreichsten deutschen Theaterstücken nach dem Zweiten Weltkrieg.
Der geniale Physiker Möbius befürchtet, dass seine Erkenntnisse großes Leid über die Menschheit brächten, würden sie öffentlich. Darum hat er sich als vor-geblich Wahnsinniger hinter die Mauern einer privaten Irrenanstalt zurückgezogen und forscht dort seit 15 Jahren weiter.
Behütet werden er und seine irren Mitpatienten Newton und Einstein dabei von der freundlichen Klinikchefin Frau Dr. von Zahnd nebst ihren fürsorglichen Krankenschwestern. Es ist ein beschauliches Leben. Möbius‘ Plan scheint aufzugehen, bis Ereignisse eintreten, die alles anders kommen lassen. "Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen." so Dürrenmatt in seinen 21 Punkten zu den "Physikern".
Der Zufall führt zu den „schlimmstmöglichen“ Wendungen in der Geschichte. Kranken-schwestern sterben, Personen sind nicht die, die sie vorgeben zu sein, Gutmenschen werden böse. Hier sind die Figuren gefordert, individuell zu entscheiden, ob sie sich gegen die katastrophalen Entwicklungen zur Wehr zu setzen oder nicht. Ist Widerstand zum Scheitern verurteilt?
Doktor Mathilde von Zahnd (Klinikchefin) | Annette Ruske-Wolf |
Marta Boll (Oberschwester) | Isa Trube |
Monika Stettler (Krankenschwester) | Nicole Reimuth |
Johann Wilhelm Möbius (Patient) | Karsten Ludolph |
Herbert Georg Beutler alias Newton, eigentlich Alec Jasper Kilton (Patient) |
Sebastian Wolf |
Ernst Heinrich Ernesti alias Einstein, eigentlich Joseph Eisler (Patient) |
Bernd Pürschel |
Lina Rose (Möbius' Ex-Frau) | Lisa Kaufmann |
Adolf-Friedrich (ihr Sohn) | Paul Henning Wolf |
Luca-Marie (ihre Tochter) | Marisa Kräft |
Jörg-Lukas (ihr Sohn) | Johannes Herrmann |
Missionar Oskar Rose (Linas neuer Ehemann) | Kristian Schwirten |
Richard Voß (Kriminalinspektor) | Karl Schramm |
Souffleurin | Susanne Kräft-Ludolph |